»Sambia 2011

Dienstag, 13.09.2011

Ein letzter Bericht aus Kazembe und aus Sambia

Am Samstagmorgen machten wir uns auf der Ladefläche eines Landrovers auf den Weg zur Augenklinik in Kashikishi, wo wir der dort arbeitenden Schwester unsere gesammelten Brillen überreichten. Das war eine große Überraschung für sie und sie konnte kaum glauben, dass wir diese Brillen extra gesammelt hatten, um sie mit nach Sambia zu nehmen. Sie bedankte sich oft und versprach, sich zurückzumelden und uns darüber zu informieren, wie viele Brillen an die Patienten gegeben wurden. Diesen Dank geben wir also hiermit auch an alle Brillenspender und –spenderinnen weiter! 🙂 Unsere Fahrt verbanden wir außerdem mit einem offiziellen Besuch des dortigen Bischofs und des Schwesternkonvents.

44 Brillen für die Augenklinik in Kashikishi

44 Brillen für die Augenklinik in Kashikishi

 

Am Sonntag widmeten wir uns dem kulturellen Teil des Landes und verbrachten einen schönen Tag bei den nahegelegenen Ntumbacushi Wasserfällen, wo wir sogar schwimmen gehen konnten.

Montagmorgen besichtigten wir das Waisenhaus von Kazembe, welches direkt am Ende unserer Straße liegt. Ein amerikanisches Ehepaar hat es vor 5 Jahren gegründet und kümmert sich gemeinsam mit 16 Mitarbeitern um zurzeit 22 Babys und Kleinkinder bis circa 5 Jahren. Viele diese Kinder sind entweder Vollwaisen oder ihre Mutter ist verstorben und ihr Vater kann sich nicht alleine um sie kümmern. Sie stellten uns einige der Kinder vor, wie beispielsweise ein Mädchen, welches von ihrem Großvater zum Waisenhaus gebracht wurde, als es gerade 12 Stunden alt war und die Mutter bei der Geburt gestorben ist.

Wir waren begeistert, welch wichtige und ganzheitliche Arbeit dieses Ehepaar leistet. So haben die Kinder z.B. Schwimmunterricht, auf dem Gelände werden Tiere gezüchtet, mit Solarenergie gearbeitet etc.

Im Anschluss an die Besichtigung machten wir uns auf den Weg zu der Schule, wo wir – wie bereits Freitag vereinbart – einen weiteren Termin mit der Schulleiterin bezüglich des Hausbaus für Ireen hatten. Gute Neuigkeiten erwarteten uns: Die Kirchengemeinde hatte beschlossen, die Ziegelsteine für Ireens Haus selber zu brennen, sodass die Gesamtkosten um einen wesentlichen Teil gesenkt werden könnten. Wir freuten uns sehr, beschlossen vorerst dennoch alles in Ruhe zu überdenken.

Der heutige Tag war ein erfolgreicher Abschluss unserer Afrikareise und der Projektarbeit in Kazembe.

Alle Frauen und Kinder waren gekommen, um zum letzten Mal in unserer Anwesenheit zu kochen und sich von uns zu verabschieden. Während einige der Frauen Nshima mit gehackten Erdnüssen auf der Feuerstelle zubereiteten, spielten die Kinder mit verschiedenen, von uns mitgebrachten Spielsachen und wir konnten sie darüber hinaus mit Seifenblasen begeistern.

In einem persönlichen Gespräch teilten wir Ireen mit, dass wir uns dafür entschieden haben, den Bau ihres neuen Hauses finanziell zu unterstützen. Sie freute sich sehr und wusste gar nicht, wie sie sich bedanken sollte.

Bevor die Mütter und Kinder gesättigt nach Hause gehen konnten, hatten wir wie auch schon in Kasama noch eine Überraschung für alle: Wir hatten am Tag zuvor für jede Familie eine Art Kleidungspäckchen zusammengestellt, welches für die Mütter ein T-Shirt, ein Langarmshirt und Unterwäsche sowie für die Kinder Kleidung und zum Teil Unterwäsche enthielt. Da die Gruppe überschaubarer als in Kasama war und wir die Kinder in den vergangenen Tagen bereits gemessen hatten, bekamen alle etwas Passendes. Die Freude war riesig und unsere Überraschung gelungen.

Bevor wir jedoch das abschließende Gruppenfoto machen konnten, wurden auch wir überrascht. Die Frauen hatten uns an Lebensmitteln mitgebracht, was ihnen möglich ist: Eine nach der anderen brachte Kassava, Erdnüsse, süße Kartoffeln und eine heimische, sehr süße Frucht. Nun waren auch wir überrascht und bei der anschließenden Verabschiedung merkten wir beide, dass wir die Frauen und Kinder trotz des kurzen Aufenthalts schon sehr in unser Herz geschlossen hatten.

Ein Abschlussfoto in Kazembe

Ein Abschlussfoto in Kazembe

 

An unserem letzten Nachmittag in Kazembe warteten noch zwei wichtige Gespräche auf uns, die mit der Planung von Ireens Hausbau zu tun hatten: Zuerst besuchten wir das Pastorenpaar aus Ireens Kirche, um über die zeitliche Bauplanung zu sprechen und ihnen unseren Geldanteil für die Materialien zu überreichen. Die beiden sprachen uns unendlich viel Dank aus, da auch sie als Verantwortliche der Kirche schon überlegt hatte, wie sie Ireen aus dieser misslichen Lage befreien konnten. So hatten wir uns quasi zufällig in der Mitte getroffen: Wir hätten den Hausbau ohne die Hilfe durch das Bereitstellen der Kirche nicht ermöglichen können.

Geldübergabe mit dem Pastor und seiner Frau

Geldübergabe mit dem Pastor und seiner Frau

Ireens abgebranntes Haus

Ireens abgebranntes Haus

Außerdem suchten wir in der Nähe von Ireens Haus noch die sogenannte „Headwoman“ des Dorfes auf, in dem sich auch das Grundstück für das neue Haus befindet. Mit ihr wollten wir nochmal schriftlich festhalten, dass das Grundstück von Ireens Eltern auch ganz sicher Ireen und ihrer Familie zugesichert ist, sodass anschließend auch mit dem Hausbau begonnen werden kann. Nachdem Schwester Regina unser Anliegen vor der etwa 65-jährigen erläutert hatte, schwieg diese erst mal und Schwester Regina erklärte nur: „Sie muss erst mal darüber nachdenken. Sie ist alt.“ Nach einigen Minuten, in denen uns die ca. 20 Kinder, die uns gefolgt waren, neugierig begutachteten, bekamen wir zum Glück die erhoffte Antwort: Das Grundstück sollte wirklich Ireens Familie gehören und noch dazu wollte die Dorfverwalterin ein Grundstück in der Nähe eines Brunnens ermöglichen, um Ireen das alltägliche Leben mit dem Rollstuhl zu erleichtern. Wir waren sehr erleichtert und ließen nun die Dorfverwalterin und Ireen auf unserem Bestätigungsschreiben einen Fingerabdruck machen (da sie nicht schreiben konnten) und neben Schwester Regina unterschrieben wir dann abschließend. Nach einem Foto mit der weise wirkenden Frau und allen Beteiligten (plus der 20 Kinder 😉 ) verabschiedeten wir uns und gingen zufrieden zum Konvent der Schwestern, um uns für die morgen beginnende Reise nach Lusaka vorzubereiten.

wir beide mit der Verantwortlichen des Dorfsektors

wir Beide mit der Verantwortlichen des Dorfsektors

Unglaublich, wie schnell die 5 Wochen nun vergangen sind, auf die wir resümierend sehr zufrieden zurückblicken: Neben viel Arbeit und Organisation blicken wir auf viele, unglaublich schöne Momente mit den Frauen und Kindern zurück, die uns in Deutschland ganz sicher fehlen werden.

Wie auch beim letzten Aufenthalt 2007 reisen wir ab mit dem Leitsatz: Sicher war es nicht der letzte Besuch in Sambia! Wir kommen wieder, in ein paar Jahren!

Morgen geht es dann gegen 5 Uhr los nach Lusaka, von wo wir am Freitag in das Flugzeug zurück in die Heimat steigen!

Sonntag, 11.09.2011

…ein paar weitere Impressionen

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Wir helfen beim Palmenöl herstellen

Wir helfen beim Palmenöl herstellen

 

Ein Urlaubstag an den Ntumbacushi Falls in Kazembe

Heute genossen wir ein paar Stunden bei den Ntumbacushi Fall, die ca. 30 km vom Schwsternkonvent entfernt sind.

Wir zwei beim Picknick vor den paradiesischen Fällen

Wir zwei beim Picknick vor den paradiesischen Fällen

Am Dienstag melden wir uns dann mit dem letzten Bericht vom Projektabschluss aus Kazembe, bevor es am Mittwoch schon auf die Rückreise Richtung Lusaka geht!!!

Liebe Grüße nach Deutschland,

NaLi

Freitag, 09.09.2011

Ein Startkapital für eine selbstständige Zukunft

Im Verlauf der Woche hatten wir uns ein Konzept überlegt, wie wir mit den Frauen das Miniprojekt mit Mikrokrediten starten würden. (s. letzte Bericht) So hatten wir einen Vertrag verfasst, in welchem zum einen beschrieben ist, was das Ziel der Mikrokreditvergabe ist und zum anderen, welche Verpflichtungen die Mütter mit der Unterschrift des Vertrages eingehen. Jede der zehn Frauen bekam von uns eine Einmalzahlung, welche ihnen die Möglichkeit in die Selbstständigkeit erleichtern sollte. Von diesem Geld müssen sie im Monat einen Mindestbetrag zurückzahlen, bis sie einen bestimmten Gesamtbetrag erreicht haben. Diese Summe – welche geringer ist, als das Geld, was sie anfangs bekommen haben – soll sie noch mehr motivieren, ihr eigenes Geschäft selbstständig durchführen zu können. Im Vertrag mussten sie ihren Namen und ihre Adresse angeben sowie das „Business“, welches sie vorhatten auszuführen. Nach der Unterschrift von uns als Projektmitarbeiterinnen aus Deutschland, unterschrieben die Projektleiterinnen Schwester Regina und Schwester Delphine sowie die Frau, die das Geld von uns erhalten würde.

Bevor wir die Verträge jedoch im Einzelgespräch ausfüllten und das Geld übergaben, erklärten die beiden Schwestern den Frauen den genauen Inhalt in ihrer Muttersprache Bemba, damit auch jede Frau die Ernsthaftigkeit der Geldannahmen verstand. Hierfürnahmen sie sich viel Zeit und erklärten alles im Detail.

Schwester Regina erklärt den Vertrag

Schwester Regina erklärt den Vertrag

Die anschließenden Fragen seitens der Frauen zeigten, dass sie sich bereits Gedanken zu den Mikrokrediten gemacht hatten und den Sinn dahinter verstanden. Eine der Frauen, die Sprecherin der Gruppe, bedankte sich ganz herzlich bei uns für diese einmalige Chance, der Armut zu entkommen.

Gleichzeitig ermahnte sie die anderen Gruppenmitglieder diese Chance zu nutzen und sich zu engagieren.

Manche Frauen konnten selber unterschreiben, andere gaben ihren Fingerabdruck

Manche Frauen konnten selber unterschreiben, andere gaben ihren Fingerabdruck

Wir übergaben Mikrokredite an zehn Frauen

Wir übergaben Mikrokredite an zehn Frauen

Im Verlauf des Tages besuchte uns ein Architekt, mit dem wir über den Hausbau für Ireen (wir berichteten am Dienstag) sprachen. Nach dem ersten Kostenvoranschlag, den wir eingeholt hatten, wollten wir nun eine zweite Meinung hinzuziehen. Tatsächlich stellte sich das Angebot als günstiger heraus, wenngleich wir weitere Möglichkeiten suchten den Preis für diese Einzelfallhilfe noch stärker zu reduzieren. Ireen selbst hatte die Idee in ihrer Kirchengemeinde um Unterstützung zu bitten. Gemeinsam mit den Schwestern machten wir uns spontan auf den Weg zum Pastor und schilderten vorerst seiner Frau die derzeitige Situation. Sie versprach sich mit ihrem Mann und weiteren Gemeindemitgliedern zu beratschlagen und wir wurden für Montag zu einem weiteren Gespräch eingeladen.

Auf dem Rückweg zum Konvent trafen wir zwei Kinder, die gerade auf dem Nachhauseweg von der Schule waren. Ihnen haben wir den Schulbesuch für diesen Schulterm ermöglicht. Es gab uns ein unglaublich gutes Gefühl zu wissen, dass sie auch in den kommenden Monaten die Schule besuchen können.

Bevor wir die Frauen zum vorletzten Mal verabschiedeten, erhielt jede Familie zwei Stücke Seife (zur Körperpflege und  Handwäsche) und Vaseline.

Die Frauen freuen sich über Seife und Creme dank eurer Spenden

Die Frauen freuen sich über Seife und Creme dank eurer Spenden

Zum Abschied winkten sie uns alle zu. „They are happy, when they go home today“ (Sie gehen heute glücklich nach Hause), sagte die Schwester als passendes Fazit des Tages.

Diese Woche haben wir außerdem den sogenannten Chief des Dorfes kennengelernt. Er heißt mit Nachnamen Kazembe, seine Familie hat dem Dorf also ihren Namen gegeben. Er ist das traditionelle Oberhaupt hier und darf über alles entscheiden, z.B. ob neue Schulen gebaut werden dürfen. Wir mussten eine Stunde warten, bis wir von ihm in seinem Besucherzimmer willkommen geheißen wurden. Zur Begrüßung darf man ihm nicht die Hand geben, sondern muss sich hinknien und 3x in die Hände klatschen. Dabei muss der Kopf gesenkt sein. Sogar seine Frau darf ihm nicht die Hand geben. Auch das Geschenk, was wir ihm mitgebracht haben, durften wir ihm nicht direkt geben, sondern es lediglich vor ihm auf den Boden stellen, uns hinknien und 3x in die Hände klatschen, wie es die Tradition des Volkes der Bemba vorschreibt. Obwohl die Situation für uns sehr angespannt war, war es sehr interessant, diese afrikanische Tradition kennenzulernen.

Außerdem waren wir Mitte der Woche in Mansa, einer ca. 250km entfernten Stadt, wo wir einige Pflichten bezüglich des Projektes zu erledigen hatten. Die 3,5 stündige Fahrt war ein wirkliches Highlight: Nach den ersten paar Kilometern in dem nicht sehr vertrauenerweckenden Bus erlosch der Motor ganz langsam. Glücklicherweise fuhr der Bus nach wenigen Minuten weiter. Der Rückweg stellte sich als noch anstrengender heraus: In dem für 60 Personen zugelassenen Bus fuhren geschätzte 80 Personen plus Unmengen von Gepäck mit. Während der Busfahrer auf gerader Strecke des Öfteren ordentlich auf das Gaspedal drückte, hatte der Bus in einigen Kurven extreme Schieflage und wir fragten uns, ab welchem Neigungswinkel ein Bus kippt… So kamen wir nach 13 Stunden wieder in Kazembe an und waren froh, diesen aufregenden Tag überstanden zu haben.

In den nächsten Tagen werden wir uns noch ein Krankenhaus in der Nähe von Kazembe ansehen, wo wir die 44 mitgebrachten Brillen abgeben möchten. Außerdem werden wir die Wasserfälle ganz in der Nähe besuchen und eventuell noch ein Kinderheim besichtigen, welches von einer europäischen Familie geführt wird. Am Dienstag findet dann das letzte Treffen mit den Frauen und Kindern statt, während welchem wir ihnen unsere mitgebrachte Kleidung übergeben möchten. Über Neuigkeiten bezüglich des Hausbaus werden euch informieren.

 

Einige Impressionen der letzten Tage…

Die Schwestern aus dem Konvent in Kazembe (v.l. Sr. Johann, Sr. Regina, Sr. Delphin)

Die Schwestern aus dem Konvent in Kazembe (v.l. Sr. Johann, Sr. Regina, Sr. Delphin)


 

 

 

 

 

Treffen mit einigen Müttern und Kindern

Treffen mit einigen Müttern und Kindern

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Dienstag, 06.09.2011

Bessere Lebensperspektiven – durch eure und unsere Hilfe

Am Sonntagmorgen gingen wir gegen 9 Uhr ins Dorf, um Ireen zu besuchen. Auch Schwester Regina war noch nicht bei ihr gewesen, sodass sie nicht wusste wie weit es bis zu ihrem Haus war. In der Hitze liefen wir durch die staubigen Straßen und der Weg schien kein Ende zu nehmen. Das Laufen in der Sonne war körperlich extrem anstrengend. Ganz am Ende des Dorfes erreichten wir schließlich Ireens Haus: Es hatte kein Dach und keine Türen und Fenster mehr. Die Flammen eines Buschfeuers hatten es Ende Juli zerstört.

Im letzten Bericht haben wir bereits von Ireen geschrieben: Sie hat vier Wochen alte Zwillinge, die extrem unterernährt sind und ums Überleben kämpfen und eine zweieinhalb-jährige Tochter.

Wir warteten draußen im Schatten bis Ireen mit ihrem Stock aus dem Haus gehumpelt kam und: lachte (!). Für längere Strecken nutzt sie einen Rollstuhl, den sie mit den Armen in Gang setzen kann.

Wir sprachen mit ihr und hörten ihr Schicksal: Ihr Ehemann, der mit ihr im Haus wohnt, wollte zu unserem Besuch eigentlich anwesend sein. Kurz vor unserer Ankunft war er noch vor dem Haus gewesen und hatte Gras geerntet, welches für das fehlende Dach genutzt werden sollte. Nun wusste aber plötzlich keiner, wo er abgeblieben war und wir waren ziemlich enttäuscht, weil wir uns gerne mit ihm unterhalten hätten. Außerdem erzählte Ireen uns, dass ihr Mann sie in keiner Weise unterstützt, für sich selbst aber weiß, wo er sein tägliches Essen bekommt. Ihn zu verlassen kommt für sie nicht in Frage, da die Menschen im Dorf dann anfangen würden, schlecht über sie zu reden und sie als Prostituierte betiteln würden. Sie würde aus der Dorfgemeinschaft ausgeschlossen werden. Deswegen hat sie sich dazu entschlossen ihre jetzige Situation zu ertragen. Ein Teufelskreis, wir waren sprachlos…

Wie wir bei der Bekundung des Hausinneren sehen konnten, hatte die Familie kaum Hab und Gut. Außerdem erzählte die 39-jährige Mutter uns, dass die Milch für die Zwillinge und das Maismehl, welches Schwester Regina ihr letzte Woche mitgegeben hatte, vor kurzem gestohlen wurde (da keine Haustür vorhanden ist) und sie nun nichts Essbares mehr im Haus hat. Unvorstellbar… Und das war noch nicht alles: Das Haus, was den Flammen zum Opfer gefallen war, gehörte Ireens verstorbener Tante, die zuvor hier gewohnt hatte. Nun wollten die Kinder der Tante ihren Anspruch auf das Haus geltend machen und versuchten Ireen wegzuschicken.

Was uns trotz ihrer schlimmen, fast ausweglosen Situation faszinierte, war, dass sie  immerzu lachte und sehr freundlich zu uns war. Sie stellte keine Forderungen an uns, ob wir ihr dies oder jenes ermöglichen könnten, wie wir es mit anderen schon erlebt hatten. Wir informierten uns im Gespräch über die Reparatur des alten Hauses und die Möglichkeit eines eventuellen Kaufs eines neuen Hauses, was ihr und ihren Kindern genug Schutz geben könnte. Daraufhin berichtete sie, dass sie in der Nähe ein Grundstück ihrer verstorbenen Eltern besäße, auf welchem sie leben könnte, wenn sie dort ein kleines Haus hätte.

Bevor wir uns auf den Rückweg machten besichtigten wir das Grundstück, von dem Ireen uns berichtet hatte. Es ist groß genug, um dort ein Haus zu errichten und sie hätte zusätzlich genug Fläche um einen kleinen Garten anzulegen.

Mittlerweile war es ca. halb 11. Es wurde wärmer und wärmer. Die afrikanische Sonne brannte auf unserer (weißen) Haut. Die Straße nahm kein Ende, der Heimweg schien unendlich. Da auf der Straße kaum Autos fuhren, konnten wir niemanden um eine Mitfahrgelegenheit bitten. Wirklich anstrengend. ENDLICH, nach ca. 45 Minuten Gehweg war das Haus der Schwestern zu sehen und wir konnten kaum glauben, dass wir es bald geschafft hatten!

Zuhause angekommen mussten wir das soeben Erlebte erst einmal verarbeiten. Die vielen neuen, sehr drastischen Eindrücke und der anstrengende Weg machten uns sehr zu schaffen. Zudem ging es uns körperlich an diesem Tag nicht gut. Alle Anzeichen deuteten auf einen Sonnenstich hin.

Das Treffen mit den Frauen und Kindern fiel am Montag eher sporadisch aus. Noch immer spürten wir die körperlichen Beeinträchtigungen des Vortages. Die Mütter kochten ein vollwertiges Essen aus Nshima, Grünkohl und Fisch. Die Kinder ließen es sich schmecken.

Leider fühlte sich die HIV-infizierte Mutter, der wir am Samstag Maismehl geschenkt hatten, an diesem Tag nicht gut. Dennoch hatte sie sich mit ihrem Kind Martha auf den Weg zu den Schwestern gemacht, um ihrem Kind eine Mahlzeit zu ermöglichen.

Viele Frauen nehmen extrem viel auf sich, das war uns schon bei unserem letzten Aufenthalt in Sambia aufgefallen. In Situationen, die anderen Menschen verzweifeln lassen, sind diese Frauen stark und geben nicht auf. Sie kämpfen für sich und ihre Kinder und gehen damit an ihre persönlichen Grenzen. Das gleiche zeigte sich am Sonntagmorgen auch bei Ireen, die in ihrer miserablen Lage nicht weinte und uns noch nicht einmal um Hilfe bat, sondern alles tapfer ertrug.

Zum Abschied schenkten wir am Montagmittag jedem Baby eine Windel (Handtuch und Panty als Hülle sind üblich). Die Mütter zeigten sich überglücklich über dieses Geschenke und bedankten sich bei allen Spendern, die uns die Möglichkeit zu dieser Investition gegeben hatten!

Neben unserer direkten Arbeit mit den Frauen und Kindern, machen wir uns nach wie vor täglich Gedanken darüber, welche profitschaffende Investition für die Frauen sinnvoll wäre, um einerseits den Frauen, andererseits dem Projekt langfristig zu Gute zu kommen.

Deswegen machten wir uns nachmittags auf den Weg zu unseren Nachbarn, zwei Patern aus Polen, mit denen wir über den Kauf einer Pressmaschine für Kerne aller Art (Palmenfrüchte, Sonnenblumen, Melonen, Kokosnüsse etc.) sprachen, da sie bereits Erfahrungen mit einer solchen Maschine gemacht hatten. Durch das Pressen kann aus den Kernen wertvolles Öl gewonnen werden. Leider mussten wir einsehen, dass eine solche Investition zum einen zu teuer ist (die beste Qualität haben Maschinen aus Deutschland, die importiert werden müssten) und zum anderen eine zusätzliche Arbeitskraft eingesetzt werden müsste, die die Arbeit an der Maschine leitet. Nichtsdestotrotz wäre dies eine sehr sinnvolle Investition, da hierdurch die Kerne als natürliche Ressourcen des Landes genutzt werden könnten (in Kazembe gibt es Palmenkerne im Überfluss) und ein nährstoffreiches Gut, das Öl, gewonnen werden könnte.

Am Dienstag kamen die Frauen einzeln mit ihren Kindern zu uns und wir verteilten Milch mit Glukose. Selbst die Kinder, die zuerst Angst vor der fremden, weißen Flüssigkeit hatten, tranken den Becher gierig aus, nachdem sie erst auf den Geschmack gekommen waren.

Außerdem maßen wir jedes Kind, um die mitgebrachte Kleidung, die wir am letzten Tag unseres Einsatzes verteilen werden, bereits vorher zuteilen zu können. Anschließend erhielt jede Mutter für sich und ihr Kind eine Zahnbürste plus Zahnpasta, die uns aus Deutschland gespendet wurden.

Wir verteilen Zahnbürsten und -pasta

 

 

 

 

 

 

 

Nachdem die Kinder gegessen hatten folgte ein wichtiges Gespräch mit Sr. Regina, Sr. Delphine, den Frauen und uns, in dem wir ihnen von unserem Vorhaben berichteten, ihnen ein Startkapital zu geben, um ihnen den Schritt in die Unabhängigkeit ermöglichen zu können. Bereits bei unserem ersten Treffen hatten wir die Frauen nach ihren Zukunftswünschen gefragt und durchweg die Antwort erhalten, dass sie gerne ein kleines „Geschäft“ machen würden, indem sie beispielsweise Reis, Gemüse oder Fisch verkaufen. Dadurch könnten sie Geld verdienen, um ihre Kinder selber zu ernähren und damit auch den Weg aus der Armut finden könnten. Auch bei unserem jetzigen Gespräch hatten die Frauen gute Ideen und bereits Vorstellungen, wie sie hinsichtlich der Art und des Umfangs des Geschäfts vorgehen könnten.

Wir werden in den kommenden Tagen mehr hierüber berichten.

 

 

Samstag, 03.09.2011

Ein Funken Hoffnung für die Ärmsten der Armen

Heute ist bereits unser vierter Tag in Kazembe, wo wir nun unser zweites Projekt bei den Sisters of Mercy verfolgen. Im Konvent haben wir uns schon richtig gut eingelebt und fühlen uns sehr wohl. Vor allem die Umgebung des Hauses mit einem sehr großen Gelände um den Konvent, auf dem Hühner frei herumlaufen und Zitronenbäume und Palmen Schatten geben, genießen wir in der freien Zeit.

Gestern lernten wir zum ersten Mal die Frauen und Kinder kennen, die im Rahmen des „Nutrition Projects“ zum Haus der Schwestern kommen.

Schwester Regina betreut in diesem zusammen mit Schwester Delphin 11 Frauen und ihre Kinder, die aus den umliegenden Dörfern zwei Mal wöchentlich zu ihr kommen. Die meisten der Frauen sind zwischen 25 und 35 Jahren alt. Nachdem die Kinder uns neugierig beäugt hatten und Schwester Regina uns den Frauen vorgestellt hatte (wobei sie ihnen auch freudestrahlend von ihrem Besuch bei uns in Deutschland 2008 berichtet hat), baten wir jede Frau einzeln zu uns, um Namen und Alter der Kinder, sowie die familiäre Situation zu erfragen. Wie uns bereits in Kasama aufgefallen war, lebten auch diese Frauen entweder getrennt von ihrem Mann oder sie lebten gemeinsam in einem Haus, erfuhren aber keine Unterstützung vom Vater und kümmerten sich alleine um ihre Kinder. Auf die Frage, was ihr größtes Problem ist und was sie sich wünschen, antworteten alle gleich: Sie möchten gerne ein kleines „Business“ machen, wie beispielsweise Fisch, Reis oder Gemüse verkaufen. Eine Frau sagte sogar: „Ich träume davon eines Tages etwas zu verkaufen, um eigenes Geld zu verdienen und meinen Kindern Essen und Kleidung kaufen zu können.“

Die Mütter kochten an diesem Tag Reis und Grünkohl. Den Grünkohl brachten sie selber mit, wodurch sie zeigen sollen, dass sie sich für das Projekt verantwortlich fühlen und ihren Teil dazu beitragen. Dieses von Schwester Regina eingeführte Ritual ist wirklich sinnvoll.

Die Kinder waren uns gegenüber anfangs sehr skeptisch, trauten sich später zum Teil jedoch sogar uns die Hand zu geben. In den nächsten Tagen würden wir ihnen sicherlich Stück für Stück näher kommen können.

Besonders besorgt waren wir um 4 Wochen alte Zwillinge, Mary und Jack. Ihre Mutter hat eine Behinderung und kann sich nur mit Krücken fortbewegen, bzw. fährt für längere Strecken in einem Rollstuhl. Ihre Nichte hilft ihr mit den Babys zum Haus der Schwestern zu kommen. Beide Babys sind stark unterernährt. Wenn man ihr leichtes Atmen nicht wahrnehmen würde, würde man vermuten, sie seien tot. Auch diese Frau wird von ihrem Mann nicht unterstützt. Wörtlich sagte sie: „Müssten meine Babys Plastiktüten aus dem Supermarkt als Windeln tragen, wenn mein Mann mich unterstützen würde?“ Wir hoffen, diese Babys in den nächsten Tagen aufpäppeln zu können.

Die 39-jährige gehbehinderte Mutter mit ihren unterernährten Zwillingen

 

 

 

 

 

 

 

Nachmittags setzten wir uns sofort mit Schwester Regina und  Schwester Delphine zusammen, um unsere Ideen für das Projekt auszutauschen. In den kommenden Tagen werden wir uns noch ein Mal absprechen und genaueres planen.

Gerade kommen wir von unserem ersten Besuch zweier Frauen direkt im Dorf. Im Vergleich zu Kasama und Musenga Village stellt sich die Wohnsituation hier etwas anders dar: Kazembe, mit ca. 20.000 Einwohnern, wird als zweitgrößtes Dorf Sambias angesehen. Auch das Haus der Sisters of Mercy befindet sich inmitten dieses Dorfes. Ein Stadtzentrum gibt es folglich nicht, aber es gibt etwa 200m vom Haus entfernt einen Markt, von dem wir bereits im letzten Bericht geschrieben haben.

Heute Morgen holte uns die 24-jährige Pressures an unserem Haus ab, um uns ihr zuhause im Dorf zu zeigen. Wie wir gestern im Gespräch mit ihr erfahren haben, hat sie mit 24 Jahren zwei Kinder: Martha, die zwei Jahre alt ist und Mwansa, ein Sohn, der 11 Jahre alt ist. Sie selbst ist HIV positiv und muss täglich Tabletten nehmen. Diese bekommt sie kostenlos in der kleinen Klinik hier in Kazembe, allerdings ist sie vor der Einnahme (selbstverständlich) dazu angehalten, etwas zu essen, was für sie oftmals nicht möglich ist. Zu ihrer Erscheinung ist zu sagen, dass sie sehr dünn ist und ihr kleines Mädchen kaum auf dem Rücken tragen kann. Der Vater der Kinder lebt nicht mit der Familie zusammen, sodass Pressures auf die Hilfe ihrer Mutter angewiesen ist.

Nachdem wir das Haus erreicht hatten, lernten wir die Hausgemeinschaft kennen: Es ist ein 3-Generationenhaus, in welchem Pressures mit ihren Kindern und ihrer Mutter, die drei Waisenkinder von Pressures verstorbener Schwester großzieht, zusammenlebt. Das Haus bewohnen die Frauen und Kinder nur zur Miete, welche pro Monat etwa 6 Euro beträgt. Wie wir im Gespräch mit ihnen und Schwester Regina erfahren haben, war die Großmutter in den letzten zwei Monaten nicht in der Lage, die Miete zu bezahlen, weswegen der Vermieter bereits angedroht hat, die Familie rauszuschmeißen. Wie es schien, ist dies nur noch eine Frage der Zeit, denn sie haben keine Idee, wo sie das Geld hernehmen sollen. Auch die Lebensmittel waren mittlerweile ausgegangen: Die Großmutter zeigte uns den fast leeren Eimer mit Maismehl und auch Salz war nicht mehr vorhanden. Es gab kaum noch etwas Essbares.

Zwei der drei Waisenkinder waren in der Vergangenheit zur Schule gegangen und einer von ihnen hatte sogar nur Einsen und Zweien mit nach Hause gebracht. Für das kommende Tertial, was nächsten Montag beginnt, können sie das Schulgeld bis jetzt jedoch nicht aufbringen. Auf die Frage, was die Familie machen kann, um sich aus dieser misslichen Lage zu befreien, antworteten die Frauen: „Unser Traum ist es, ein Kapital zu haben, um etwas zu verkaufen und auf diese Weise für die Familie sorgen zu können.“ Nach dem Gespräch durften wir uns die vier Räume des Hauses ansehen: Eine Art Küche, in der einige Töpfe und Schüsseln standen, eine Art Schlafzimmer, in dem wir ein Bett vorfanden, welches mit einer dünnen, kaputten Strohmatte als Matratze ausgestattet war. Darüber hinaus gab es noch einen Schlafraum für Pressures und ihre Tochter Martha, in welchem sich lediglich eine total kaputte Strohmatte und eine dünne Schaumstoffmatratze befanden.

Wir saßen im „Wohnzimmer“, in welchem zwei kleine Hocker für uns aufgestellt worden waren.

Während wir im Gespräch die Hintergründe des täglichen (Über)Lebens der Familie kennengelernt hatten und die bedrückte Stimmung der Familie wahrnahmen, war uns klar, dass wir an dieser Stelle den Ärmsten der Armen helfen müssen. Um der Familie das Überleben für die nächsten Tage zu sichern, kauften wir ihnen für fünf Euro Maismehl, von welchem sie sicher für einige Tage satt werden können. Sie dankten uns vielmals und wir konnten erst mal mit einem beruhigten Gefühl zur nächsten Familie gehen.

Dort besuchten wir Eliyah (31 Jahre), die 5 Kinder hat und in einem sehr kleinen Haus neben dem ihrer Eltern wohnt. Ihr Mann wohnt mit ihr zusammen und hat in der Vergangenheit mit dem Bau von traditionellen Chuckles (Stöpfchen, die mit Kohle zum Kochen verwendet werden) ein bisschen Geld verdient. Nun ist auch er von HIV betroffen, sodass er keine Kraft mehr hat, dieser Tätigkeit nachzugehen. Außerdem fehlen ihm die Arbeitsmaterialien: Das Fahrrad, welches der Mann für seine Arbeit braucht, stand mit einem platten Reifen im Haus.

Auch in dieser Familie gingen drei der fünf Kinder zur Schule, was für sie ab dem kommenden Montag  – so wie es bis jetzt aussieht – aufgrund des fehlenden Schulgelds nicht möglich sein wird.

Trotz der vergleichbar aussichtslosen Situation dieser Familie, lächelte die Mutter während unseres Gespräches die meiste Zeit und ihr kleiner Sohn (1 Jahr), namens Future (engl. Zukunft), streckte uns seine kleine Hand entgegen, was die Hoffnung, die diese Menschen in unsere Arbeit setzen, symbolisch noch unterstrich.

 

Donnerstag, 01.09.2011

Eine Höllenfahrt, aber ein Wiedersehen mit Freude in Kazembe

Unser letzter Tag in Kasama (Dienstag) war voller Erledigungen und einiger erfolgreicher Planungen für unser Projekt „Kindern Hoffnung schenken“. Das wichtigste: Durch die Hilfe eines Bekannten, den wir seit 2007 kennen, konnten wir einen Nähkurs für 5-6 Frauen einrichten. In diesem würden die Frauen das Nähen erlernen, um schließlich ihre selbst kreierten Sachen verkaufen zu können und so ein bisschen Geld zu verdienen, um für ihre Familie bzw. Kinder sorgen zu können. Da Schwester Florence uns nach Kazembe begleiten wird, kann sie die Frauen für den Nähkurs erst in der kommenden Woche auswählen, sodass der Kurs danach beginnen wird.

Außerdem besuchten wir am Dienstag zum letzten Mal Musenga Village. Dort wollten wir zum einen nochmal die gelähmte Juliet sehen, der wir die zwei Krankenhausbesuche ermöglicht hatten, zum anderen wollten wir zwei Frauengruppen einige Gemüsesamen übergeben, mit welchen sie ihr kleines eigenes „Business“ starten könnten. Juliet ging es zu unserer Freude besser und wir sahen an ihrer heilenden Wunde, dass die Medizin ihre Wirkung zeigte. Für die zwei kleinen Landwirtschaftsgruppen fanden wir je zwei befreundete Frauen, die hinter ihrem Haus in Musenga Village mindestens ein bisschen Fläche zur Verfügung hatten. Eine der vier Frauen besaß sogar ein bisschen mehr Land etwas außerhalb von Musenga. Wir übergaben ihnen Tomaten, Weißkohl und Möhrensamen, die sie nun anpflanzen konnten und von denen sie neben der Eigenverwendung für die Familie auch etwas verkaufen konnten, um wiederum für ihre Familie sorgen zu können. Wir erklärten ihnen, was es bei der Anpflanzung wichtiges zu beachten gab und waren schon gespannt, welche Berichte wir von Schwester Florence über diese Möglichkeit, den Frauen Hilfe zur Selbsthilfe zu geben, erhalten würden.

Am Mittwochmorgen starteten wir um 9 Uhr los nach Kazembe. Nachdem wir uns von Kasama und von den Schwestern verabschiedet hatten, lagen etwa 380 km Wegstrecke vor uns, da wir eine Art Abkürzung nahmen… Was diese Abkürzung bedeutete, wurde uns erst bewusst, nachdem wir nach ca. 1 ½ Stunden die Teerstraße verließen: Die Straße wurde schmaler, der Belag schlecht bis sehr schlecht. Steine, Sand, und Schlaglöcher erschwerten uns den Weg und wir spürten vor allem das Passieren der Schlaglöcher in der Magengegend… Nach ca. 3 ½ Stunden (!) hatten wir es geschafft: Eine Teerstraße war zu sehen und wir machten drei Kreuze!

Gegen 15 Uhr erreichten wir dann den Konvent von Kazembe, in welchem uns schon Schwester Regina und Schwester Delfin erwarteten. Mit Schwester Regina hatten wir 2007 unser dreimonatiges Praktikum in Kasama absolviert und viel Spaß bei der Arbeit gehabt. Vor diesem Hintergrund war das Wiedersehen wirklich toll und wir lernten im Anschluss erst mal den großen Konvent kennen. Dort wurden wir dann nach einem kleinen Mittagessen in unser Zimmer geführt, wo wir uns etwas von der Reise erholen konnten.

Am nächsten Morgen sollten wir schon zwei der Frauen des Projekts kennen lernen, da diese Palmenöl herstellen würden. Wir waren gespannt und freuten uns, die Herstellung zu verfolgen. Bereits um 7 Uhr war eine der beiden Frauen am Haus der Schwestern und startete mit dem langwierigen Prozess der Ölgewinnung: Sie entfernte die Früchte der Palme von den Stielen. Bei diesem Schritt halfen wir ihr auch noch 2 Stunden später in bisschen. Anschließen beobachteten wir, wie die Frauen, die gekochten Früchte, die das Öl enthielten, stampften, sodass sie an das faserige Innere der Früchte kamen. Dieses Innere pressten sie dann mit der Hand aus, sodass eine dickflüssige, gelbe Masse entstand, die dann im letzten Schritt wiederum in kochendes Wasser gefüllt wurde. Aus dieser Masse konnte man nach etwa zweistündigem Kochen schließlich mit einem Löffel das Öl entnehmen, welches sich oben abgesetzt hatte. Aus etwa einer Schubkarre voll Früchte bekam man durch diesen mehrstündigen Prozess etwa 2,5 l Palmenöl, welches die Frauen nun in den folgenden Wochen zum Kochen für die Kinder gewinnen konnten.

Am Donnerstag lernten wir außerdem schon den Ortskern von Kazembe kennen, der ca. 200 m vom Haus der Schwestern entfernt ist: Hier gibt es eine kleines Post, eine Klinik mit etwa zehn Notfallbetten, eine Polizei und einen kleinen Markt, auf dem man alles findet, was man so zum täglichen Leben braucht. Im Gegensatz zu Kasama, war zu erkennen, dass wir nun im Dorf waren, aber uns waren die ruhige Atmosphäre und die Überschaubarkeit sehr sympathisch.

Nun freuen wir uns schon auf Freitag, da dort die Kinder und Frauen aus den umliegenden Häusern in Kazembe zum Haus der Schwestern kommen werden und wir die Gruppe und das zweite Projekt detaillierter kennen lernen werden.

 

Dienstag, 30.08.2011

Ein wunderschöner Abschluss

Das letzte übliche Treffen mit den Frauen und Kindern vor dem Haus der Schwestern fand am Freitag statt. Ein Großteil der Frauen hatte das erforderliche Geld für den Ausflug zu den Chishimba Falls dabei und sie freuten sich bereits die Wasserfälle zu besuchen. Während einige der Frauen auf der Kochstelle Nshima mit Soya für die Kinder kochten, sprachen wir mit den Müttern der zukünftigen Vorschulkinder über den Patenschaftsvertrag. Schwester Florence übersetzte ihn und jede Mutter bekam ein Exemplar mit nach Hause, um es in den nächsten Tagen unterschrieben an uns zurückzugeben.

 

Sr. Florence uebersetzt den Muettern den Patenschaftsvertrag

Sr. Florence uebersetzt den Muettern den Patenschaftsvertrag

Wie bei den letzten Treffen auch, verteilten wir Milch mit Traubenzucker an die Kinder. Die Becher waren schnell geleert und die vor Hunger weinenden Kinder verstummten, während sie das Nshima genossen. Leider hatte Schwester Florence an diesem Tag keine Zeit, um uns in unserer Arbeit mit den Kindern und Frauen zu unterstützen, sodass wir den Rest des Vormittags alleine mit ihnen verbrachten. Da nur eine der Frauen gebrochenes Englisch sprechen konnte, stellte dies eine Herausforderung für uns da, die wir jedoch dank ihrer Hilfe meistern konnten. Nach dem Essen verteilten wir die mitgebrachte Kinderkleidung und diverse andere Sachspenden. So erhielt jedes Kind entweder ein T-Shirt, eine Hose oder Unterwäsche. Für die Babys gab es Strampler, Shirts oder Windeln. Die Frauen bekamen T-Shirts. Aufgrund der verschiedenen Sachspenden waren wir letztlich froh, den Frauen und Kindern eine Freude gemacht zu haben, obwohl einige von ihnen verständlicherweise versuchten möglichst viel zu ergattern. Positiv aufgefallen war uns eine Großmutter, die 2 Stunden lang mit ihrem Enkelsohn zum Hause der Schwestern gelaufen kam. Sie kümmerte sich seit Jahren um den Jungen, da die Mutter bereits eine Woche nach seiner Geburt gestorben war. Ihre Dankbarkeit hat uns manches Mal gerührt. Sie schüttelte uns zu Beginn eines jeden Treffens freudestrahlend die Hand und begrüßte uns auf Bemba. Bevor sie ging bedankte sie sich bei uns. Ihre Ausstrahlung und ihre Herzlichkeit sind unbeschreiblich.

Wir uebergeben den Frauen unsere mitgebrachte Kleidung

Wir uebergeben den Frauen unsere mitgebrachte Kleidung

 Nachdem wir die Kleidung verteilt hatten versammelten wir uns zu einem Gruppenfoto und alle Frauen und Kinder zeigten stolz ihre neuen Errungenschaften.

Der geplante Besuch im Armenviertel Musenga Village am Nachmittag musste aufgrund der Beerdigung eines Priesters ausfallen. Wir beschlossen ihn auf Dienstag zu verschieben.

Das Wochenende verbrachten wir mit der Planung des Ausflugs zu den Chishimba Wasserfällen und der Ausarbeitung verschiedenster Verträge. Am Sonntagnachmittag fanden sich zwei Frauen am Haus der Schwestern ein, um das Essen für den am folgenden Tag anstehenden Ausflug vorzubereiten. Wir halfen ihnen bei ihrer Arbeit (Reis und Bohnen sortieren) und fanden es sehr interessant das traditionelle Kochen auf einer Feuerstelle mit Kohle zu beobachten.

 

Am Montag, pünktlich um 8 Uhr, parkte ein großer Bus vor dem Haus der Schwestern. Die Frauen und Kinder waren bereits alle da und die Aufregung und Freude der Kinder auf den bevorstehenden Ausflug war spürbar. Viele der Frauen hatten sich für diesen besonderen Tag für ihre Verhältnisse chic gekleidet und  die Kinder trugen ihre neue Kleidung. Nachdem alle 60 Personen (30 Frauen, 20 Kinder, 10 Babys) im Bus einen Platz gefunden hatten, starteten wir. Schwester Florence und Schwester Elisabeth, die uns als Unterstützung begleitete, gaben eine kleine Einführung und wiesen auf die Gefahren bei den Wasserfällen hin. Nach ihrer Rede stand eine Mutter auf und rief durch den Bus „Ich war noch nie bei den Chishimba Falls, deswegen freue ich mich dorthin zu fahren. Ich bin glücklich!“ Die Stimmung war ausgelassen. Die Frauen sangen und bereits die Fahrt in einem solch großen Bus war für sie und insbesondere die Kinder ein richtiges Highlight. Bei den Fällen angekommen führte uns ein Guide herum. Auf dem Fußweg zu einem der drei Wasserfälle hörte man die Wassermassen schon lange bevor sie zu sehen waren. Unter den Besuchern machte sich gespanntes Schweigen breit. Als die Fälle in Sicht waren blieben viele Frauen mit offenem Mund stehen und  genossen die Aussicht. Es schien, als könnten sie nicht begreifen, was sie dort sehen. Auch die Kinder waren sprachlos. Nach einer kurzen Pause, während der wir Äpfel für die Kinder spendierten, machten wir uns auf den Weg zu den zwei weiteren Fällen.

Beeindruckte Gesichter kurz vor den FaellenBald angekommen: Die Main Falls der Chishimba Falls

Anschließend wurde gemeinsam auf einer Feuerstelle am Bachlauf gekocht. Als besonderes Essen gab es Nshima, Reis, Bohnen, Kohl und Hühnchen. Um die Zeit des Kochens für die Kinder zu verkürzen (viele weinten bereits vor Hunger) spielten wir mit Seifenblasen. Wie auch bei den letzten Treffen vergaßen sie dadurch ihr Hungergefühl und waren abgelenkt.

Nach dem Essen verabschiedeten wir uns mit Keksen und Luftballons bei den Kindern und Müttern. Sie klatschten begeistert. Wir sprachen ihnen noch ein Mal Mut zu, sich weiterhin so gut um ihre Kinder  zu kümmern, ebenso wie sie es bereits tun. Am liebsten wären alle Frauen direkt mit uns nach Deutschland gereist.

 

Abschließend kann festgehalten werden, dass die Frauen und Kinder diesen Ausflug sehr genossen haben. Dadurch war es ihnen möglich aus ihrem eintönigen Alltag zu entfliehen und die Kostbarkeit ihrer näheren Umgebung und ihre Kultur kennenzulernen. Das schönste Geschenk für uns an diesem Tag waren die ausgelassene Stimmung und die netten Dankesworte der Frauen und der Schwestern. Auch wir sind sehr dankbar diesen tollen Tag mit den Kindern und Frauen verbracht haben zu dürfen. Ohne eure Spenden wären diese unvergesslichen Erlebnisse nicht möglich gewesen. Keine der Frauen hätte sich diesen Ausflug finanziell leisten können. Gleichzeitig waren wir sehr dankbar, dass uns das Busunternehmen und der verantwortliche Mitarbeiter der Chishimba Falls – nach einigen Verhandlungen – preislich sehr entgegengekommen sind.

 

 

Donnerstag, 25.08.2011

Alle Hände voll zu tun, kaum mal Zeit sich auszuruh`n!

Nun ist schon Donnerstag und uns bleiben nur noch ein paar Tage in Kasama bevor wir nächsten Mittwoch nach Kazembe fahren, um uns dem dortigen Projekt zu widmen.

Die letzten Tage waren wieder sehr ereignisreich und aufregend und in diesem Bericht möchten wir euch von einigen Dingen erzählen.

Am Montagmorgen ermöglichten wir der querschnittsgelähmten Frau, Juliet, eine weitere Taxifahrt zum Krankenhaus. Ihre Mutter und ihr Bruder begleiteten sie wieder, was uns nicht möglich war, da wir die Frauen und Kinder erwarteten und mit diesen auch einiges vor hatten. Gegen Mittag kam die kranke Frau, die vor allem an den sehr tiefen Wunden an ihren Beinen litt, nach dem Krankenhausbesuch dann am Haus der Schwestern vorbei. Wir erfuhren, dass sie vom Arzt zwar ganzheitlich untersuch wurde, jedoch lediglich ein paar Schmerztabletten von ihm bekam und zusätzlich Antibiotika nehmen sollte, die im Krankenhaus aber nicht vorrätig waren. Diese besorgten wir ihr dann am Nachmittag in der Apotheke. Allerdings waren wir mit der Behandlung insofern nicht ganz überzeugt, da die Wunden nicht direkt behandelt wurden. Deshalb kauften wir ihr darüber hinaus noch eine Wundsalbe, die auch für tiefe Wunden geeignet war und gaben diese der Mutter zusammen mit Einweghandschuhen mit ins Dorf. Am Freitag wollten wir dann wieder ins Dorf, um Juliet zu besuchen und die Wundheilung zu verfolgen. Schwester Florence besuchte sie bereits am Dienstag und erzählte uns, dass ihr Allgemeinzustand wohl etwas besser war.

Neben der Koordination des Krankenhausbesuchs gab es an diesem Morgen aber auch noch einiges anderes zu organisieren. Bevor überhaupt alle Frauen und Kinder aus Musenga Village am Haus der Schwestern der Güte angekommen waren, gaben wir einigen Kindern unsere mitgebrachten Bälle, die uns mit offenen Armen entgegengelaufen kamen. Auch die Luftballons wurden mit erwartenden und abwartenden Blicken freudestrahlend entgegengenommen. Zuerst gaben wir heute jedem Kind Milch mit mitgebrachtem Traubenzucker, der viele Vitamine enthielt. Wir hatten die Frauen am Freitag gebeten, für diese zusätzliche Stärkung mindestens für jede Familie einen Becher mitzubringen. Unserer Einschätzung nach, hatte jedes Kind einen Becher.

Nachdem alle Becher geleert waren, gingen wir mit einigen Frauen zum Nachbarhaus. Dort hatten wir nämlich einige Tage zuvor die deutschen Nachbarn kennengelernt und herausgefunden, dass diese jede Menge getrocknetes Gras loswerden wollten. Dieses Angebot kam uns mehr als gelegen, da die Frauen sich zum einen bei unseren Dorfbesuchen vermehrt über ihre beschädigten und löcherigen Hausdächer beschwert hatten und sie das Gras zur Ausbesserung dieser verwenden konnten. Zum anderen hatten wir bereits einige Tage zuvor die Idee, dass die Frauen das weiche, feinere getrocknete Gras als Schlafunterlage verwenden könnten. Aus diesem Grund trugen wir jede Menge Gras hinüber, von dem sich die Frauen dann später so viel wie vorhanden war, als Bündel mitnehmen konnten. Wir freuten uns sehr über diese einfache Möglichkeit, den Frauen auf diese Weise helfen zu können.

Am Samstag waren wir mit Schwester Florence auf einem großen Markt der Stadt, auf dem wir für die zusätzlichen Tage, die die Frauen auf unseren Wunsch kamen, Reis, Maismehl für Nshima, Erdnüsse, Kohl, Tomaten und Fisch kauften. Aus diesen Vorräten wurde heute Nshima mit Grünkohl und Fisch zubereitet.

Nachdem die Gruppe gegessen hatte und das Geschirr sauber eingepackt war, bekam jedes Kind heute von eurem Spendengeld eine Creme für den Körper. Da zurzeit Trockenzeit und Winter ist, wird die Haut der Kinder stark beansprucht. Die Freude über die Cremes war den Familien daher deutlich anzusehen.

Dankbar gingen die Frauen an diesem Tag nach Hause und wir, die nun ein wenig geschafft waren, freuten uns auf ein Wiedersehen am Mittwoch.

Am Dienstag machten Natalie und ich einen Tagesausflug nach Chilubula, wo der ehemalige Erzbischof, nun im Ruhestand, James Spaita nun wohnte. Wir genossen das Wiedersehen mit ihm, der uns 2007 erst den Aufenthalt in Kasama ermöglicht hatte. Nach einer Tasse Tee begleitete er uns noch zum Krankenhaus in Chilubula, welches wir uns im Anschluss an den Besuch bei ihm mit einer der leitenden Schwestern anschauten. Resümierend stellten wir fest, dass dieses Krankenhaus im Vergleich zu dem in Kasama besser ausgestattet und organisierter wirkte.

Gegen Mittag machten wir uns vom Krankenhaus auf den Weg zu den Chishimba Falls, die ca. 10 Kilometer vom Krankenhaus entfernt waren. Diese Wasserfälle teilen sich in drei einzelne auf, die uns unser Fahrer nacheinander zeigte. Wir waren zwar auch 2007 hier gewesen, waren allerdings von der Schönheit dieser einmaligen Naturschau auf neue begeistert. Als wir die Fälle kennengelernt hatten, genossen wir es richtig, ein paar Stunden Zeit zum Entspannen zu haben.

Am Mittwoch begannen wir den Vormittag mit den Frauen und Kindern erneut mit einem Becher Milch und Traubenzucker. Dann setzten wir uns nochmal mit allen zusammen und schrieben erneut alle Namen der Mütter und ihrer Kinder auf, die an diesem Tag am Haus der Schwestern waren. Als alle aufgeschrieben waren, ließen wir Schwester Florence die gute Nachricht übersetzen, die wir heute für die Frauen und Kinder hatten:  Am kommenden Montag, unserem letzten Zusammentreffen mit ihnen, möchten wir ihnen ermöglichen, mit uns die Chishimba Wasserfälle zu besuchen. Diese Überlegung hatten wir nun schon seit unserem Aufenthalt in 2007 und wir waren uns mittlerweile sicher, dass dieser Ausflug für einige der Frauen etwas ganz besonderes werden würde. Es war fast unvorstellbar für uns, dass die Menschen noch keine Idee davon hatten, was für eine wunderschöne Natur 30 km entfernt von ihrem Dorf zu finden war. Wir waren wirklich sehr gespannt und freuten uns fast so sehr wie die Frauen auf diesen besonderen Tag. Um den Frauen zu verdeutlichen, dass auch sie ihren Teil für diesen Ausflug beitragen können, forderten wir sie auf, am Freitag jeder 1000 Kwacha (das sind umgerechnet ca. 20 Cent) mitzubringen. Wir waren uns fast sicher, dass dies niemand vergessen würde.

Nach dieser freudigen Nachricht verging die Zeit des Kochens umso schneller. Bevor das Essen, heute Reis, Erdnüsse und selbst zubereitete Sojamilch, begonnen wurde, wuschen wir heute nochmal mit allen gemeinsam die Hände. Dieses machten einige Mütter mit ihren Kindern zwar auch selbstständig, aber wir wollten die Wichtigkeit dieses nochmal in den Vordergrund rücken.

Nach dem Essen gab es heute eine weitere Sache, mit der wir dank eurer Spenden den Frauen und Kindern ihr tägliches Leben erleichtern konnten: Jede Familie erhielt eine Decke und jedes Kind eine Zahnbürste zusammen mit Zahnpasta. Die Freude war wirklich groß und wir leiten die Dankbarkeit der Frauen für diese Investition an euch weiter!!!

Morgen werden wir den letzten Vormittag mit den Frauen und Kindern vor dem Haus verbringen. Unglaublich, wie die Zeit vergeht, was jedoch v